Samstag, 26. September 2020

Das Wort des Vorstands - September 2020

von Ralph Schmid - Vorstand glp Freiburg

Haben wir die Wahl?

 

Kürzlich hatte ich wieder einmal Zeit an einem Sonntag. Zeit Gedanken nachzuhängen und zu überlegen. Und es ist mir eingefallen, was die Grundfrage unserer Zeit ist: ‘Haben wir die Wahl?’. Gibt es noch verschiedene Wege die anstehenden Probleme zu lösen oder stecken wir nicht vielmehr kollektiv den Kopf in den Sand und geben uns der Illusion hin, dass es noch Alternativen gibt? Hängt es damit zusammen, dass der Schaden den der Einzelne anrichtet nicht unmittelbar ihn selber betrifft? Ein mittlerweile oft angewendeter Vergleich mit dem Verhalten in Corona Pandemie, zeigt, dass die grosse Mehrheit die notwendigen Hygiene-Massenahmen einhält, weil die Konsequenzen einer Infektion sie unmittelbar selber betreffen würden. Bei ökologischem Fehlverhalten ist das anders, ich fahre ein grosses Auto oder verbringe meine Familienferien regelmässig in Kenia. Ich kann ich das heute ohne unmittelbaren Schaden problemlos durchführen. Ich muss nicht einmal die CO2 Produktion kompensieren. Der Schaden ist externalisiert. Er schränkt mein Leben nicht unmittelbar ein.

 

Die Frage ist nun, wie lange kann sich eine Gesellschaft das leisten? Ein aktuelles Beispiel sind die Milliardenschäden durch die Waldbrände in Kalifornien. Bei uns werden es Trockenzeiten, Bergstürze aufgrund des schmelzenden Permafrostes und Überschwemmungen sein. Fragen treten bezüglich allen Lebensbereichen auf: Kann, soll, darf man die Kinder noch mit dem Auto zur Schule fahren? Kann ich meinen Energieverbrauch basierend auf fossilen Energien reduzieren? Darf ich so viel Pestizide verwenden wie ich will? etc. etc. Hat die persönliche Freiheit absoluten Vorrang? Oder pointierter ausgedrückt: Gibt es ein Menschenrecht darauf den Planeten zu verschmutzen? Alle diese Fragen stellen sich im individuellen, als auch im gesellschaftlichen Rahmen.

 

Und damit komme ich zurück auf meine persönliche Erfahrung im Freiburger Kantonsparlament. Hier ich habe den Eindruck, dass die allgemeine Überzeugung in der gesetzgebenden und damit höchsten Institution im Kanton immer noch ist: Ja, wir haben die Wahl. Und das scheint mir verheerend. Diese Haltung stellt nicht nur unseren aktuellen politischen Prozess in Frage, sondern bringt das Leben der zukünftigen Generationen direkt in Gefahr und schädigt die zukünftigen Grundlagen unseres Zusammenlebens.

 

Zusammengefasst ist die Antwort für mich klar: Wir haben KEINE Wahl. Wir brauchen mehr Mut den Tatsachen in die Augen zu schauen und dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken. Die wissenschaftlichen Daten sind überzeugend und beängstigend. Es braucht Mut jetzt die richtigen Entscheidungen zu treffen, dafür einzustehen und vorauszugehen und nicht nur vereinzelt etwas zu machen, um vorzuspielen, dass es ja in die richtige Richtung gehe.

 

Der Kanton Fribourg als konservativer Kanton ist wahrscheinlich nicht der ideale Ort, um etwas Avantgardistisches zu beginnen, aber wir kämpfen weiter für einen Kanton mit Zukunft und einer grossen Lebensqualität und hoffen, dass verstanden wird, dass Vorausgehen aktuell das Richtige und das Einzige ist was bleibt. Die Zeit rennt uns davon. Wir haben keine Wahl!!!